Die erste verständliche Bedienungsanleitung für Windows 10
Sehr geehrter Herr Koch,
eine an Sie gerichtete E-Mail wurde Ihnen mit Hinweis auf den Computerwissen-Club nicht weitergeleitet, deshalb muss ich Sie Ihnen in aller Öffentlichkeit senden:
Vielen Dank für die Zusendung der o. g. Broschüre. Der Grund
meines Interesses an Windows 10 ist nicht die Begeisterung für
Windows 10, sondern das Alter meiner Rechner, die ich noch mit Windows XP und Linux nutze. Ich wäre froh, wenn das so bleiben könnte. Doch elektrische Geräte erleiden irgendwann ungefragt ohne Ankündigung einen irreparablen Defekt. In dem Fall werde ich keinen Rechner mehr für Windows XP bekommen. Deshalb muss ich mich mit Windows 10 befassen. Was ich bei Bekannten sehen und probieren konnte, hat mich nicht von Windows 10 überzeugt.
– Die seit Windows 95 übliche Bedienoberfläche wurde geändert. Es ist nichts gegen neue Bedienoberflächen zu sagen, aber eine eingeführte, geläufige Oberfläche muss nicht beseitigt werden. Irgendjemand hatte die „alte“ Oberfläche zur Alternativnutzung für Windows 10 eingerichtet. Sie ging durch Aktualisierungen verloren, weshalb der Urheber aufgab.
– In Windows 10 gibt es keine Offline-Hilfen mehr. Jeder Aufruf
einer Hilfe löst eine Internet-Verbindung aus oder liefert
keine Antwort.
An einem Rechner nutzt man doch Programme, das Betriebssystem dient nur der Dateiverwaltung und der Einstellung der Rechner-Komponenten. Übermäßig viel Beschäftigung mit dem Betriebssystem sollte nicht nötig sein.
Es bleibt mir unverständlich, weshalb Microsoft bei allen funktionalen Verbesserungen immer auch die Bedienung ändern muss und so Hürden aufbaut.
Mit freundlichen Grüßen
Jindra Singer
Hallo Frau Singer,
grundsätzlich verstehe ich Ihren Unmut. Der Umstieg auf ein neues Betriebssystem erfordert eine Umgewöhnung, und die ist in aller Regel mühsam.
Andererseits liegt die Veröffentlichung von Windows XP mittlerweile gut 20 Jahre zurück. In der Zwischenzeit hat sich die PC-Landschaft und vor allem die Anbindung an das Internet extrem verändert. Kaum jemand nutzt noch den PC als ausschließliches Gerät für den Internet-Zugang, die meisten Menschen besitzen darüber hinaus auch ein Handy, vielleicht einen Tablet-PC, einen Smart-TV und eventuell einen Laptop für unterwegs. Das erfordert zum Beispiel neue Funktionen zum Vernetzen und synchronisieren. Und heutzutage ist ein schneller DSL-Internetanschluss oder eine schnelle 4G-Mobilfunkverbindung eher die Regel als die Ausnahme, was wiederum eine vielseitigere und umfangreichere Nutzung des Internets ermöglicht.
Die Online-Hilfe zum Beispiel setzt zwar eine Internet-Verbindung voraus, hat aber eben auch den Vorteil, dass die zentral im Internet verfügbaren Hilfe-Seiten viel leichter gepflegt und aktualisiert werden können. So kann die Hilfefunktion für die meisten Anwender besser funktionieren als zuvor die Offline-Hilfe.
Windows 10 existiert also in einer vollkommen anderen Welt als Windows XP und erfordert deshalb auch ganz neue Wege. Zu Windows-XP-Zeiten gab es zum Beispiel noch keine Geräte mit berührungsempfindlichem Bildschirm. Windows 10 ist jedoch sowohl für herkömmliche PCs als auch für Geräte mit Finger-Bedienung entworfen (Microsoft will damit auch ein Standbein im Markt für Mobilgeräte behalten). Die XP-Oberfläche mit reiner Mausbedienung ist hier jedoch vollkommen ungeeignet, weil die Bedienelemente auf einem berührungsempfindlichen Bildschirm viel zu klein erscheinen würden. Also gibt es schon seit Windows 8 die Kacheln und „Apps“ und die neu gestalteten „Einstellungen“, weil diese auf einem Tablet wesentlich leichter zu bedienen sind als das alte Startmenü oder die gute alte Systemsteuerung.
Insofern bleibt einem nichts anderes übrig, als mit der Zeit zu gehen und sich auch bei Windows an Neuerungen zu gewöhnen.
Wo ich Ihnen in Ihrer Verärgerung voll zustimme, ist Microsofts Unart, wirklich bei jedem neuen Update ohne Not vollkommen unauffällige Funktionen zu verändern. Das macht Systemerweiterungen wie die zur Darstellung des alten Windows-Startmenüs jedes Mal inkompatibel und erfordert neue Programmanpassungen. Kein Wunder, dass weniger groß aufgestellte Programmentwickler hier das Handtuch werfen.
Viele Grüße,
Martin Koch 🙂