Hallo Herr Koch,
Sie und Herr Lippmann haben mir bisher sehr nützliche und unterstützende Hilfestellungen im Umgang mit meinen Notebooks gegeben und dafür bin ich bisher sehr dankbar.
Ich schreibe Sie direkt mal an, da ich über den Kundendienst von Computerwissen keine richtige Antwort erhalten habe in einer Angelegenheit die mir immer noch am Herzen liegt und mich weiterhin beschäftigt.
Ich stelle immer wieder fest, dass ich per Mail (Digital-Life, Windows Secrets, Computerwissen Daily) Informationen zu Tools erhalten (in diesem Fall geht es um WinOptimizer), mit dem man schnell und effektiv seinen Rechner von Datenmüll befreien kann und sollte.Die Empfehlung kommt aber trotzdem von Computerwissen.
Aktuelle Ausgabe vom 30.05.2022 mit dem Titel: Achtung! Datenmüll gefährdet Ihre PC-Sicherheit! Das sollten Sie JETZT tun!.
Ich habe aber auch gerade hier in diesem Portal erfahren, dass Sie als Experte und auch Ihre Kollegen, dringend abraten, eines dieser Sicherheitstools zu installieren, egal ob kostenlos oder Geld dafür ausgegeben wird.
Die eigenen Bordmittel bei Windows 10 (Datenrträgerbereinigung und Windows Defender) würden ausreichend sein.
Ich sehe hier leider keine klare Position, wie mit diesen Werbungen für Sicherheitsprogramme, egal welcher, richtig umgegangen werden soll, wenn doch die eine oder andere Mail von Computerwissen bezogen auf diverse Sicherheitsprogramme an die Kunden und Leser rausgeschickt wird.
Mfg
Stefan Brüggemann
Hallo Herr Brüggemann,
die Situation hinsichtlich solcher Programme ist aus meiner Sicht vollkommen unbefriedigend, und Sie haben mit Ihrem Unmut Recht! Hier prallen unterschiedliche Interessen aufeinander, die sich nur sehr schwer auflösen lassen:
– Zuallererst liefern „Cleaning“- und „Tuning“-Tools eine vermeintlich einfache und praktische Lösung für alltägliche Probleme: Mit wenig Aufwand lassen sich „Datenmüll“ beseitigen oder „überflüssige Dienste“ abschalten. Ein schlankes, schnelles und stabiles Windows wollen wir ja alle, und deshalb funktioniert nach wie vor das Marketing für diese Art von Programmen. Auch der Verlag nimmt gerne so eine Vorlage an und wirbt damit für seine Werke.
Oft geschieht das allerdings nicht ganz freiwillig: Wenn ein Software-Hersteller der Nutzung seiner Programme auf Software-DVDs o. Ä. zustimmt, ist das in der Regel an die Bedingung geknüpft, das Portfolio des Herstellers – einschließlich der weniger sinnvollen Programme – redaktionell zu berücksichtigen.
– Zweitens existieren solche Tools zum Aufräumen und Optimieren von Windows schon seit Windows-95-Zeiten, ebenso die dazugehörigen Lösungsansätze und Empfehlungen – davon trennen sich manche der Kollegen scheinbar nur sehr ungern. Klar, zu Zeiten von 200-MB-Festplatten hat es einen Unterschied ausgemacht, wenn man mit einem „Cleaning“-Programm 10 oder 15 Megabyte temporäre Daten löschen konnte. Zudem musste die Windows-Registry damals tatsächlich bereinigt werden, weil sie eine maximale Größe nicht überschreiten durfte.
Heutzutage sind das jedoch keine echten Probleme mehr, weil selbst mehrere Gigabyte Daten bei einer 1-2-Terabyte-Festplatte nicht mehr ins Gewicht fallen. Die Windows-Registry muss schon lange nicht mehr bereinigt werden, weil die Größenbeschränkung weggefallen ist. Und heutzutage gibt es die Windows-Datenträgerbereinigung, die überflüssige Daten auf der Festplatte schonend (!) beseitigt. Insofern wäre es einfach an der Zeit, sich von der überkommenen Idee, dass Windows durch „clevere Spezialprogramme“ getunt oder bereinigt werden muss, zu verabschieden.
Zur Ehrenrettung muss man sagen, dass CCleaner, WinOptimizer & Co. selbstverständlich auch sinnvolle Funktionen besitzen und Wartungsvorgänge, wie das Deinstallieren von Programmen, spürbar erleichtern können. Das setzt jedoch voraus, dass man diese Funktionen mit Augenmaß und Sachverstand einsetzt und solche potenziellen Windows-Killer wie die „Registry-Bereinigung“ oder die „1-Klick-Optimierung“ weiträumig vermeidet. Angesichts der zahlreichen möglichen Stolperfallen und Sicherheitslücken, die solche Tools mit sich bringen, würde ich das jedoch niemandem mehr empfehlen – es geht einfach viel sicherer ohne Zusatzprogramme und mit Windows-Bordmitteln.
– Drittens gibt es diejenigen, die durch Support-Anfragen und das Beantworten von Leserfragen immer wieder damit konfrontiert sind, dass Tuning- und Cleaning-Tools eben chronische Problemquellen sind. Zu denen zähle ich mich selbst.
Es braucht nur wenige Recherchen zu unerklärlichen Fehlermeldungen, streikenden Windows-Funktionen (oder zu vollkommen zerstörten Windows-Systemen), um immer wieder auf dieselben Ursachen zu stoßen: Die Nutzer hatten zuvor ihr System „getunt“ und dazu die 1-Klick-Lösung eines beliebigen Tuning-Tools genutzt. (Denselben Effekt haben übrigens in vielen Fällen auch die beliebten „Driver-Updater“, die oft nicht passende Hardware-Treiber aus unbekannter Quelle installieren.) Liest man bei kompetenten und renommierten Quellen oder in den Foren vertrauenswürdiger Windows-Seiten nach, wird schnell klar: Finger weg von allen Programmen, die eine „automagische“ Optimierung oder Reparatur des Windows-Systems versprechen.
Zusammengefasst: Braucht man eine griffige Schlagzeile und – oberflächlich betrachtet – eine leicht greifbare Lösung für alltägliche Windows-Probleme, bringt man Cleaning- und Tuning-Tools ins Spiel. Von den zahlreichen schwerwiegenden Problemen und vom nicht vorhandenen Nutzen her gedacht, kann man von Tuning- und Cleaning-Tools allerdings nur abraten.
Viele Grüße,
Martin Koch 🙂
Schön, dass Ihre Frage beantwortet wurde!
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