Mit der Option, die Festplatte auf Fehler zu überprüfen, stellt sich für mich eine grundsätzliche Frage. Ist es anzuraten, die Festplatte ohne erkenntliche Fehler, dennoch mit einer Fehlerdiagnose über die technischen Eigenheiten zu überprüfen?
MfG. aaron
Hallo aaron,
es gibt zwei verschiedene Ebenen, einen Datenträger auf Fehler zu überprüfen und man sollte beide kennen und benutzen:
1. Plattenlaufwerke, sowohl Drehplatten als auch SSD, führen selbständig ein Logbuch über ihren Gesundheitszustand, S.M.A.R.T genannt. Leider ist zwar die Auswertung des Logbuchs standardisiert, aber nicht der Inhalt. Das bedeutet, man muss sich bei jeder Platte neu einarbeiten. Es gibt Programme, die eine Datenbank pflegen, um die Auswertung zu erleichtern. Zum Beispiel sind bei einer SSD ganz andere Daten wichtig wie bei einer konventionellen Platte.
Bei vielen externen Platten, die über USB angeschlossen werden, verhindert jedoch der im Gehäuse verbaute Contoller, dass man an diese Daten heran kommt. Wenn man Probleme mit einer solchen Platte hat und das Ausleseprogramm das Logbuch nicht findet, muss man die Platte aus dem Gehäuse ausbauen und direkt an den S-ATA-Anschluss im Rechner anschließen. Eine moderne Platte korrigiert selbständig Fehler, die sie erkannt hat – soweit die Korrektur möglich ist. Auch auf einer gesunden Platte kann es ein kaputtes Dateisystem geben.
2. Unabhängig vom Datenträger kann jederzeit die Struktur der Datenspeicherung auf der Platte beschädigt werden, da es außer den eigentlichen Daten, mit denen man arbeitet, sog. Metadaten gibt, in denen das Änderungsdatum, Zugriffsrechte usw. festgehalten wird. Außerdem gibt es die Verzeichnisse der Datenen, die Verzeichnisse der belegten und der freien Blöcke auf dem Datenträger. Das alles hängt vom Betriebssystem des Rechners ab, so dass der Hersteller auch Programme zur Überprüfung aller Daten und Datenstrukturen liefert. Das Betriebssystem eines Rechners bekommt kaputte Datenbereiche nur dann von der Platte angezeigt, wenn keine Reserve mehr vorhanden ist, oder wenn z.B. die vorgegebene Zahl von Leseversuchen nicht ausreicht, um plausible Daten zu liefern.
Zu 1. Die SMART-Daten können nicht mit Bordmitteln des Betriebssystem geprüft werden, sondern man muss ein Programm installieren, z.B. CrystalDiskInfo von Crystal Dew World für Windows oder smartctl für Linux. CrystalDiskInfo pflegt recht zeitnah eine Datenbank mit der Interpretation der Daten durch das Programm. Beispiel von CrystalDisk für eine SSD in meinem Rechner (hier leider nur als Text, da ich derzeit keine Bilder hochladen kann):
ID Cur Wor Thr RawValues(6) Attribute Name
01 100 100 _50 000000000000 Lesefehlerrate (roh)
05 100 100 _10 000000000000 Anz. wiederzugewiesener Sektoren
09 100 100 __1 000000001B14 Betriebsstunden
0C 100 100 __1 000000000590 Anz. Geräte-Einschaltvorgänge
AA 100 100 _10 000000000000 Reserved Block Count
AB 100 100 __1 000000000000 Programmfehler
AC 100 100 __1 000000000000 Löschfehler
AD _98 _98 _10 000000000045 Average Block-Erase Count
AE 100 100 __1 000000000009 Anz. unerwarteter Spannungsabfälle
B5 100 100 __1 03D700DA02FD Anzahl unausgerichteter Zugriffe
B7 100 100 __1 000000000000 Verlangsamung der SATA-Schnittstelle
B8 100 100 _50 000000000000 Anzahl der Fehlerkorrekturen
BB 100 100 __1 000000000000 Gemeldete nicht korrigierbare Fehler
BC 100 100 __1 000000000000 Command Timeout Count
BD 100 100 __1 00000000004D Produktionsbedingte fehlerhafte Blöcke
C2 100 100 __0 000000000000 Gehäusetemperatur
C3 100 100 __1 000000000000 Gesamte Korrekturen von ECC
C4 100 100 __1 000000000000 Wiederzuweisungsereignisse
C5 100 100 __1 000000000000 Aktuell schwebende Sektoren
C6 100 100 __1 000000000000 Nicht korrigierbare Fehler nach Smart Offline Scan
C7 100 100 __1 000000000000 UltraDMA-CRC-Fehler
CA _98 _98 __1 000000000002 Percent Lifetime Used
CE 100 100 __1 000000000000 Schreibfehlerrate
Man findet hier 6 Spalten, die ersten 5 stammen von der Platte, die letzte (erläuternder Text) aus der Datenbank. Wichtig sind hier alle Zeilen, bei denen in der Erläuterung das Wort Fehler auftaucht. Bei den Daten sind nur die Rohdaten wichtig (Überschrift RawValues). Der Wert der Zeile C7, Text UltraDMA-CRC-Fehler, bezeichnet keinen Fehler auf der Platte sondern in der Verkabelung und im Controller des Rechners.
Zu 2. Den Zustand des Dateisystems kann man unter Windows mit dem Programm chkdsk.exe untersuchen und auf Wunsch auch reparieren lassen. Da die Reparatur auch völlig misslingen kann, muss man vorher die Partition sichern. Das entsprechende Linux-Programm ist /sbin/fsck. Unter Windows liefert bei der gleichen Platte das Programm chkdsk die folgenden Ergebnisse, hier verkürzt dargestellt:
CHKDSK wird im schreibgeschützten Modus ausgeführt.
CHKDSK überprüft Dateien (Phase 1 von 3)…
CHKDSK überprüft Indizes (Phase 2 von 3)…
CHKDSK überprüft Sicherheitsbeschreibungen (Phase 3 von 3)…
CHKDSK überprüft USN-Journal…
Das Dateisystem wurde überprüft. Es wurden keine Probleme festgestellt.
62519295 KB Speicherplatz auf dem Datenträger insgesamt
30459832 KB in 123831 Dateien
69840 KB in 25690 Indizes
0 KB in fehlerhaften Sektoren
262743 KB vom System benutzt
65536 KB von der Protokolldatei belegt
31726880 KB auf dem Datenträger verfügbar
Es ist die gleiche Platte, aber eine völlig andere Aussage.
VG
Norbert Hahn
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