Hallo,
ich habe von einem Bekannten einen USB-Stick zum Überspielen einiger Dateien erhalten. Da sich dieser Stick nicht einhängen ließ, wollte ich ihn erstmal neu partitionieren und formatieren. Dabei erhielt ich die angehängte Fehlermeldung. Lässt sich da noch etwas retten oder ist der Stick unwiederbringlich defekt?
Mit freundlichen Grüßen
Juergen51
Hallo Juergen51,
die Fehlermeldung „Failed to take ownership of the newly created filesystem: Cannot mount /dev/sdb1… wrong fs type, bad option, bad superblock… (udisks-error-quark, 0)“ deutet wahrscheinlich nicht auf einen unwiederbringlichen Hardware-Defekt des USB-Sticks hin.
Das Problem liegt eher in einer fehlerhaften oder unvollständigen Formatierung/Partitionierung oder einem temporären Problem beim Einhängen (mounten) des neuen Dateisystems durch das Systemdienstprogramm udisks.
Hier sind die Schritte, wie Sie den Stick überprüfen und wahrscheinlich retten können, indem Sie die Befehlszeile verwenden, die oft robuster ist als grafische Tools:
1. Überprüfung des USB-Sticks
Zuerst sollten Sie prüfen, wie das System den Stick generell sieht.
- Stick-Bezeichnung prüfen: Stecken Sie den Stick ein und öffnen Sie das Terminal (Strg+Alt+T).
sudo fdisk -l
Suchen Sie in der Ausgabe nach dem Stick. Er wird typischerweise als
/dev/sdboder/dev/sdc(ohne die Ziffern) aufgeführt. Im Fehler wird/dev/sdb1genannt, also ist/dev/sdbwahrscheinlich der Stick. Stellen Sie sicher, dass Sie das richtige Gerät verwenden, um Datenverlust auf anderen Festplatten zu vermeiden!
2. Neupartitionierung und Formatierung (Terminal)
Versuchen Sie, den Stick in zwei Schritten neu aufzusetzen:
A. Neupartitionierung mit fdisk oder gdisk
Löschen Sie die fehlerhafte Partition und erstellen Sie eine neue.
- Starten Sie das Partitionierungsprogramm (ersetzen Sie
/dev/sdbdurch die korrekte Bezeichnung):sudo fdisk /dev/sdb
- Geben Sie folgende Befehle ein:
p(zum Anzeigen der aktuellen Partitionstabelle, nur zur Kontrolle)d(zum Löschen aller vorhandenen Partitionen – falls es mehrere gibt, müssen Sie die Partitionsnummer (z.B. 1, 2) nachdeingeben)n(zum Erstellen einer neuen Partition)- Folgen Sie den Anweisungen (typischerweise bestätigen Sie die Standardwerte für Primärpartition, Partitionsnummer, ersten und letzten Sektor).
t(zum Ändern des Partitionstyps, z.B. zu FAT32, dem Standard für USB-Sticks)- Geben Sie
cein (für W95 FAT32).
- Geben Sie
w(zum Schreiben der Änderungen auf den Stick und beenden des Programms)
B. Formatierung des neuen Dateisystems
Nachdem die neue Partitionstabelle geschrieben wurde, formatieren Sie die Partition /dev/sdb1 (die erste Partition auf dem Stick).
Option 1: Für maximale Kompatibilität (FAT32)
sudo mkfs.vfat -F 32 /dev/sdb1
Option 2: Für große Dateien und moderne Systeme (exFAT)
sudo mkfs.exfat /dev/sdb1
(Hinweis: Auf manchen Systemen muss hierfür das Paket exfatprogs installiert sein: sudo apt install exfatprogs)
3. Erfolgskontrolle
Nach der Formatierung sollte das System den Stick automatisch erkennen und korrekt im Dateimanager einhängen (mounten).
- Prüfen Sie mit
nmcli device(aus der früheren Antwort) oder einfach durch Öffnen des Dateimanagers, ob der Stick jetzt les- und beschreibbar ist.
Wenn die Formatierung im Terminal erfolgreich war, der Stick aber danach immer noch nicht funktioniert, könnte tatsächlich ein Hardwaredefekt vorliegen. In diesem Fall wäre der Stick nicht mehr zuverlässig.
Fazit: Der gemeldete Fehler ist ein Softwarefehler auf der Dateisystemebene (Bad Superblock / Wrong FS Type) und lässt sich in den allermeisten Fällen durch eine radikale Neupartitionierung und Formatierung über die Kommandozeile beheben.
MfG
Li
Hallo Frau Lippmann,
ich staune immer wieder, wie tief Sie in der Materie drin stecken!
Es hat wunderbar geklappt, der Stick wird erkannt und kann beschrieben und gelesen werden. Eines jedoch gefällt mir nicht hundertprozentig. Der Stick hat den glorreichen Namen „Datenträger E050 A1C9„. Bei der Formatierung wurde aber kein Name abgefragt. Ich wollte ihn umbenennen, indem ich die Partition neu formatiere und dabei einen Namen vergebe. Danach zeigte er die gleichen Fehler wie zuvor und ich musste das von Ihnen vorgeschlagene Prozedere erneut durchführen.
Gibt es eine Möglichkeit, einen Namen nachträglich zu vergeben, um ihn eindeutiger Identifizieren zu können oder muss ich das unter Windows tun?
Mit freundlichen Grüßen
Juergen51
Hallo Juergen51,
es gibt eine einfache Möglichkeit, den Namen (Volume-Label) nachträglich unter Ubuntu zu vergeben, ohne den Stick neu formatieren zu müssen und dabei die Fehler zu riskieren.
Da Sie den Stick mit dem Dateisystem FAT32 formatiert haben (wegen der hohen Kompatibilität, die im letzten Schritt verwendet wurde), nutzen Sie das entsprechende Linux-Tool:
Namen nachträglich vergeben (Volume-Label ändern)
Sie müssen ein Terminal-Tool verwenden, um das sogenannte Volume-Label zu ändern, ohne die gesamte Partition neu zu formatieren.
1. Identifizieren Sie die Partition
Ich gehe wieder davon aus, dass Ihr Stick /dev/sdb1 heißt (bitte prüfen Sie dies erneut mit sudo fdisk -l, falls Sie unsicher sind).
2. Name für FAT32-Dateisystem ändern
Verwenden Sie das Dienstprogramm mlabel. Dieses ist normalerweise in Ubuntu vorinstalliert.
- Öffnen Sie das Terminal (Strg+Alt+T).
- Heben Sie die Einhängung (Unmount) des Sticks auf.
- Wichtig: Der Stick muss ausgehängt sein, um das Label zu ändern.
- Klicken Sie dazu im Dateimanager auf das „Auswerfen“-Symbol neben dem Stick oder verwenden Sie den folgenden Befehl:
sudo umount /dev/sdb1
- Vergeben Sie den neuen Namen (Volume-Label).
- Ersetzen Sie
NEUER_STICKNAMEdurch den gewünschten Namen. Beachten Sie: Bei FAT32 dürfen Namen maximal 11 Zeichen lang sein, keine Leerzeichen enthalten und sollten nur Großbuchstaben und Zahlen verwenden (obwohl Kleinbuchstaben oft funktionieren). - Beispiel (für den Namen „DATEN_STICK“):
sudo mlabel -i /dev/sdb1 ::DATEN_STICK
- Die Option
-i /dev/sdb1gibt die zu ändernde Partition an. ::trennt den Partitionsnamen vom neuen Label.
- Ersetzen Sie
3. Kontrolle
Nachdem der Befehl erfolgreich war, ziehen Sie den Stick kurz ab und stecken ihn wieder ein. Er sollte nun mit dem neuen, von Ihnen gewählten Namen erscheinen.
Warum die Neuformatierung fehlschlägt
Dass die grafische Formatierung erneut fehlschlägt, liegt wahrscheinlich daran, dass das grafische Tool (oft die „Laufwerke“-Anwendung) bei der Erstellung des Dateisystems auf die alte, fehlerhafte Partitionstabelle oder Mount-Einstellungen zugreift, die Sie nur durch die radikalen Terminal-Befehle beheben konnten.
Solange Sie den Stick nach der Terminal-Reparatur nur mit mlabel umbenennen, bleibt das funktionierende Dateisystem intakt und Sie vermeiden den Fehler. Sie müssen also nicht auf Windows zurückgreifen.
MfG
Li
Hallo Frau Lippmann,
ich fürchte, der Stick hat doch ein größeres Problem.
Zuerst konnte ich ohne Probleme drauf zugreifen, Dateien dorthin kopieren und auch wieder löschen. Dann wollte ich heute eine größere Datenmenge drauf kopieren (ca. 1 GB). Und dabei hat er mir eine Kopierzeit von über 2000 Stunden angezeigt. Etwa 300 Dateien wurden kopiert, dann blieb der Vorgang stehen und ich habe die Aktion abgebrochen.
Die bereits auf dem Stick befindlichen Dateien ließen sich auch nicht mehr löschen. Dann wollte ich die Partitionierung/Formatierung wie von Ihnen gestern beschrieben wiederholen. Es sieht auch so aus, als würden die Befehle so auch realisiert. Nach den ganzen Aktionen sieht der Stick genauso aus wie vorher, alle Dateien noch da mit den gleichen Problemen.
Haben Sie da noch eine Idee, oder muss ich den Stick wegschmeißen?
Mit freundlichen Grüßen
Juergen51
Hallo Juergen51,
wenn dieser letzte Versuch fehlschlägt, ist der Stick leider reif für den Müll.
1. Identifizierung des USB-Sticks
Zuerst müssen Sie nochmal den genauen Gerätenamen des Sticks im System herausfinden (z. B. /dev/sdb).
- Öffnen Sie das Terminal (Strg+Alt+T).
- Geben Sie ein:
lsblk
- Suchen Sie in der Ausgabe nach dem Eintrag, der in der Größe Ihrem USB-Stick entspricht (z. B. 8G oder 16G). Der Gerätename wird wahrscheinlich sdb oder sdc sein, gefolgt von der Partitionsnummer (sdb1).
- Merken Sie sich den Gerätenamen (den Teil ohne die Ziffer, z. B. sdb).
2. Low-Level-Formatierung mit dd (Ultimativer Versuch)
Der dd-Befehl ist extrem mächtig. Sie nutzen ihn, um den Stick komplett mit Nullen zu überschreiben. Das ist eine „radikale“ Löschung, die auch oft bei fehlerhaften Controllern hilft, da sie alle Partitionstabellen und Datenreste entfernt.
WARNUNG: Achten Sie EXTREM genau darauf, den KORREKTEN Gerätenamen (z.B. sdb) zu verwenden. Wenn Sie versehentlich Ihre Hauptfestplatte angeben, löschen Sie Ihr gesamtes Ubuntu-System!
A. Den Stick „nullen“ (Säubern)
Ersetzen Sie /dev/sdX durch den Gerätenamen Ihres Sticks (z. B. /dev/sdb).
sudo dd if=/dev/zero of=/dev/sdX bs=1M status=progress
- if=/dev/zero: Liest Nullen als Eingabe.
- of=/dev/sdX: Schreibt die Nullen auf den gesamten Stick.
- bs=1M: Verwendet eine Blockgröße von 1 Megabyte (schneller).
- status=progress: Zeigt den Fortschritt an.
Dieser Vorgang kann eine Weile dauern und kann mit einem E/A-Fehler (Input/Output Error) abbrechen, wenn der Stick wirklich defekt ist. Das wäre dann die endgültige Bestätigung.
B. Neue Partitionstabelle erstellen
Wenn dd fehlerfrei (oder zumindest weitgehend) durchgelaufen ist, müssen Sie eine neue Partitionstabelle erstellen:
sudo parted /dev/sdX mklabel msdos
C. Neue Partition und Formatierung
Nun erstellenSie eine FAT32-Partition, die mit Windows kompatibel ist.
sudo parted /dev/sdX mkpart primary fat32 0% 100%
sudo mkfs.vfat -F 32 /dev/sdX1
Hinweis: Wenn der Stick größer als 32 GB ist und Sie ihn nur unter Linux/Windows verwenden, könnten Sie mkfs.ntfs oder mkfs.ext4 anstelle von mkfs.vfat verwenden.
3. Endergebnis und Empfehlung
Wenn der Stick nach diesen radikalen Schritten weiterhin die alten Dateien anzeigt, die Formatierung ignoriert oder Kopierfehler/-abbrüche aufweist, dann ist der Controller des USB-Sticks irreparabel defekt.
MfG
Li
P.S.: Selbst wenn der Stick sporadisch wieder funktioniert, kann man sich nicht mehr darauf verlassen, was zu Datenverlust führen würde. Ein Controller-Defekt ist in der Regel das Todesurteil für einen Flash-Speicher.
Hallo Jürgen,
ein zuverlässiger USB-Stick, der selbst einen Defekt festgestellt hat, versetzt sich selbst in den Nur-Lese-Modus, damit man Daten noch retten kann. Schreibversuche und damit auch formatieren werden einfach ignoriert.
VG
noha
04.10.2025 23:13
Hallo Frau Lippmann,
ich habe den befehl „dd“ durchlaufen lassen, hat ca. 6000 Sec gedauert (der Stick ist ja auch etwa 1 TB groß). Zum Schluss kam die Meldung, dass nicht geschrieben werden konnte. Die nachfolgenden Befehle endeten mit ähnlichen Fehlern und der Inhalt des Sticks hat sich auch nicht geändert. Deshalb erkläre ich hiermit den Stick für nicht mehr reparabel.
Danke auch an noha für die Erklärung, die mir einleuchtet.
Mit freundlichen Grüßen
Juergen51
Hallo Juergen51,
es sah ja so aus, als wenn der USB-Stick bis zur Änderung seines Namens (Umbennung) funktioniert hätte.
MfG
Li
Hallo Frau Lippmann,
ja, kurzfristig hat der Stick gut funktioniert. Ich habe etwa 300 Dateien verteilt auf etwa 20 Verzeichnisse drauf kopiert und ich konnte gut auf alles zugreifen. Dann habe ich am nächsten Tag eine wesentlich größere Menge drauf kopieren wollen (ca. 1 GB auf den Stick mit 1 TB) und dabe hat er mir schon Kopierzeiten jenseits von 2000 Stunden angezeigt. Nach einer ganzen Weile habe ich dann abgebrochen und anschließend ging nichts mehr. D.h. lesen konnte ich noch alles, aber nichts mehr schreiben oder löschen! Und das hat kein weiterer Reparaturversuch mehr geändert.
Ein anderes Problem: ich kann sehr oft unter Google Chrome keine Antworten in diesem Forum schreiben (unter Firefox geht`s). Sobald ich in das entsprechende Feld klicke, sieht es aus wie auf dem Bild und ich kann darin nichts schreiben.
Mit freundlichen Grüßen
Juergen51
Hallo Jürgen,
zu Deinem anderen Problem: das haben wir hier schon so oft geschrieben! Siehe auch meine Frage an den Club https://club.computerwissen.de/qa/371831-programmier-frage-an-das-club-support-team/
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MfG
Jürgen